Forschungsplan

Das Projekt MobileInclusion orientiert sich am “Sanduhr-Modell” und umfasst acht Arbeitspakete:

Wir beginnen auf der Makro-Ebene mit der Untersuchung mobilitätsbezogener Exklusion (AP 1 & 2). Daraufhin fokussieren wir das Phänomen auf der Mikro-Ebene, indem wir Betroffene befragen. Ziel ist es, die “Feinstrukturen” der Ausgrenzung zu erfassen (AP3 & 4).

Anschließend abstrahieren wir die Ergebnisse der Befragungen, um übertragbare Erkenntnisse zu gewinnen und daraus empirisch abgesicherte Maßnahmen entwickeln zu können (AP 5 & 6).
Zum Ende hin erweitert sich der Fokus wieder auf die Makro-Ebene: Wir entwickeln eine Theorie zur mobilitätsbezogenen Exklusion in Deutschland und schaffen mit der Summer School einen Ort für den wissenschaftlichen Austausch (AP 7 & 8).

Forschungsplan nach dem Sanduhr-Modell
Der Forschungsverlauf nach dem “Sanduhr-Modell”

Die acht Arbeitspakete im Überblick

In der ersten Phase des Forschungsprojektes vertiefen wir uns in die Literatur, die es zum Thema Mobilität und Exklusion gibt. Wir erarbeiten die wesentlichen theoretischen Konzepte und werten die existierenden empirischen Arbeiten, beispielsweise aus dem Vereinigten Königreich, aus.

Am Ende des ersten Arbeitspakets steht eine verständliche Einführung in das Thema, die wir auf dieser Internetseite veröffentlichen. Um sie zu validieren, befragen wir ausgewiesene Expert_innen in Deutschland und Österreich.

In einer “Karte der Mobilitätsarmut” für Hamburg und Berlin stellen wir dar, wie die mobilitätsbezogene Ausgrenzung in den Städten verteilt ist. Dazu stellen wir den Zusammenhang zwischen der räumlichen Verteilung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen sowie ihren Zugang zu Möglichkeiten und Verkehrsdienstleistungen dar.

Im Ergebnis zeigt die Karte, welche Stadtteile besonders von Ausgrenzung gefährdet sind und wo es ein Potenzial bzw. einen Handlungsbedarf für stadtplanerische Gegenmaßnahmen gibt.

Im Mittelpunkt des dritten Arbeitspakets stehen die betroffenen Menschen. Wir werden 40 Personen in Hamburg und Berlin bitten, über eine Woche hinweg ein Tagebuch über ihre Wege zu führen. Als Teilnehmende werden gezielt Personen ausgewählt, die Arbeitslosengeld II (“Hartz IV”) beziehen. Zusätzlich zu den Tagebüchern befragen wir die Teilnehmenden zu ihren Erfahrungen mit der Ausgrenzung und ihren Strategien, die Ausgrenzung zu bewältigen.

Mithilfe einer qualitativen Datenanalyse werten wir die Befragungen aus. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die Repertory Grid-Befragungen in Arbeitspaket 4.

Um die Konsequenzen der Exklusion zu ergründen, mit denen Betroffene leben, befragen wir 20 Teilnehmende mithilfe der Repertory-Grid-Methode.

Im Vordergrund stehen die für die Befragten denkbaren Möglichkeitsräume, ihre subjektiven Wahrnehmungen von mobilitätsbezogener sozialer Exklusion sowie ihrer Reflexion über Bewältigungsroutinen.

Bei den Repertory-Grid-Interviews handelt es sich um eine spezielle Form von qualitativen Interviews, die Wahrnehmungen erheben sollen, die den Befragten nicht bewusst sind. Zum einen sind dies Mobilitätsroutinen, also Handlungen, die gewohnt und unbewusst ablaufen. Zum anderen sind es vor allem emotionsorientierte Bewältigungsstrategien bezüglich der erlebten Exklusion (z. B. Aufschieben, Verdrängen, Vermeiden), die zu Gewohnheiten geworden sind.

Die Perspektiven der Teilnehmenden aus den Arbeitspaketen 3 und 4 legen wir Expert_innen vor, um sie aus Perspektive der Wissenschaft und Praxis zu prüfen. In einer Fokusgruppe (einer moderierten Gruppendiskussion) sollen die Expert_innen die Ergebnisse in die aktuelle Debatte der Mobilitäts- und Exklusionsforschung einordnen.

Auch die Fokusgruppen werden wir in einer qualitativen Inhaltsanalyse auswerten.

Aus unseren Ergebnissen der Arbeitspakete 1-5 entwickeln wir Handlungsempfehlungen für Politik und Planungspraxis und überprüfen sie anhand einer SWOT-Analyse. Das Ziel ist sind strategische Empfehlungen, die von verschiedenen Professionen (Sozialpolitik, Verkehrsplanung, Soziale Arbeit, …) aufgegriffen werden können.

Aufbauend auf den Ergebnissen der Pakete 1-5 reichern wir den wissenschaftlichen Diskurs in Deutschland an. Dazu orientieren wir uns unter anderem an der etablierten Forschung im englischsprachigen Raum. In Verknüpfung mit unseren Ergebnissen aus Berlin in Hamburg entwickeln wir eine Theorie zur mobilitätsbezogenen Exklusion in Deutschland.

Um unsere Forschungsergebnisse bekannt zu machen, publizieren wir die Ergebnisse in den gängigen wissenschaftlichen Magazinen und tragen zu Tagungen und Konferenzen bei. Für die Online-Kommunikation nutzen wir unseren Blog und Twitter.

Im Sommer 2020 wird eine Summer School zum Thema Mobilität und soziale Exklusion stattfinden. In Kombination mit einer Fachtagung bildet sie den Höhepunkt des Projekts MobileInclusion und bringt die führenden Forscher_innen mit Praxisakteur_innen und Studierenden zusammen. Darüber hinaus bilden die Ergebnisse die Grundlage für eine Monografie.